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Martin Wegelius

Martin Wegelius
10.11.1846, Helsinki – 22.3.1906, Helsinki

1869 Magister der Philosophie (Ästhetik), Kaiserliche Alexander-Universität
1870–1871 Musikstudium in Helsinki und Wien, 1871–1873 in Leipzig, 1877–1878 in München
1876, 1882, 1886 Reisen nach Deutschland, 1889–1890 nach Frankreich und Belgien, 1901 nach Italien

1868–1869, 1880–1902 Gesangslehrer an mehreren Schulen Helsinkis
1869–1870, 1873–1876 Leiter des Männerchors Akademiska Sångföreningen
1873–1877 Korrepetitor des Schwedischen Theaters in Helsinki
1878–1879 Kapellmeister der Finnischen Oper
1882–1906 Gründer des Musikinstituts Helsinki (heute Sibelius-Akademie), Theorielehrer, Leiter
1902 Staatliche Künstlerpension
1870er Jahre: Vorlesungen über allgemeine Musiktheorie und -geschichte

Bild: Museovirasto
Autor: Tomas Sjöblom
Übersetzer: Uwe Dirksen

Vom Magister der Ästhetik zum musikalischen Akteur

Martin Wegelius, Sohn des Universitätsquästors Adolf Wilhelm Wegelius, begann sein Studium an der Kaiserlichen Alexander-Universtität im Jahr 1864. Die aus dem Kirchspiel Ilmajoki stammende Familie Wegelius war eine bekannte Beamten- und Pfarrersfamilie. Die Interessen und das Lebenswerk von Martin Wegelius nahmen eine vollkommen andere Richtung, als man vom Nachwuchs pietistischer Eltern erwartet hätte.

Als Hauptfach studierte Wegelius Ästhetik. Sein Lehrer war Professor Carl Gustaf Estlander, der die Fachrichtung Ästhetik geschaffen hatte. Estlander soll in dem jungen und begabten Wegelius sogar seinen Nachfolger gesehen haben. Wegelius studierte unter anderem auch Philosophie bei Wilhelm Bolin (Dozent und außerordentlicher Professor für Philosophie) und Geschichte bei Zacharias Topelius (Professor für die Geschichte Finnlands, Russlands und der Nordischen Länder).

Neben seinem Universitätsstudium zeichnete sich Wegelius als Organisator verschiedener Freundschaftsvereine, künstlerischer Soirees und anderer freizeitlicher Aktivitäten aus. Diese Tätigkeiten sowie der Klavier- und Kompositionsunterricht hatten schon während der Schulzeit eine große Rolle in Wegelius Leben gespielt. Darüber hinaus schrieb Wegelius seit Beginn seiner Schulzeit Artikel über Musik und Literatur, am Anfang für die Zeitung des Freundschaftsvereines seiner Schule.

Wegelius bekam seinen Magister-Abschluss im Jahr 1868 und arbeitete anfangs als Gesanglehrer an mehreren Schulen Helsinkis. Bald machte er aber eine Studiereise in die großen Kulturstädte Europas, unter anderen Wien und Leipzig. Im deutschsprachigen Kulturraum lernte Wegelius seinen großen Inspirator Richard Wagner kennen.

Martin Wegelius, der Richard Wagner bewunderte, beabsichtigte neben seinen übrigen Arbeitsaufgaben eine Biographie über ihn zu schreiben. Die Biographie wurde nie fertiggestellt, aber einige Fragmente des Manuskripts sind noch bis heute bewahrt worden. Bild: Manuskript aus der Biographie über Richard Wagner. Elektronische Veröffentlichung aus der Datenbank Doria

Der Anfang von Wegelius‘ Karriere bestand aus verschiedenen Teilzeitbeschäftigungen. Schon zu Beginn der 1870er Jahre zeichnete er sich als Musikkritiker und Komponist aus. Darüber hinaus war er der Leiter des akademischen Männerchors Akademiska Sångföreningen, Repetitor am Schwedischen Theater (Svenska Teatern) und Kapellmeister an der Finnischen Oper. Zum selben Zeitpunkt schrieb Wegelius auch seine bekanntesten Kompositionen: die Kantate Den 6:e maj („Der 6. Mai“), zur Erinnerungsfeier von Johan Ludvig Runeberg, und das Orchesterarrangement zu dem von Topelius im Jahr 1865 geschriebenen Gedicht Karin Månsdotters vaggvisa för Erik XIV („Karin Månsdotters Wiegenlied für Erik den XIV.“).

Wegelius hatte um die Wende zu den 1880er Jahren eine unstreitbar wichtige Position als Akteur in der finnischen Musikszene. Vom Beginn der 1880er Jahre geriet das aktive Komponieren immer mehr in den Hintergrund und stattdessen konzentrierte Wegelius sich auf sein neues, ehrgeiziges Projekt, nämlich die Schaffung eines Vollzeitstudiengangs für Musik in Helsinki.

Bild: Wikimedia Commons.​


Quellen

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