1902–1911 Studium der Ästhetik, der Französischen Sprache und der Medizin an der Kaiserlichen Alexander-Universität
1907–1908 Lehrerin für Französisch und Mathematik an Finnlands ältester finnischsprachigen Mädchenschule
1909–1910 Kunst-, Literatur- und Theaterkritikerin für die Zeitung Uusi Päivä
1910–1911, 1925–1926 Literaturkritikerin für die Zeitung Helsingin Sanomat
1915–1917 Redaktionssekretärin für die Zeitung Sunnuntai
Bild: Suomalaisen Kirjallisuuden Seura Autorin: Riitta-Ilona Hurmerinta
Übersetzer: Uwe Dirksen
Über einhunderttausend Gedichte
Hilja Onerva Lehtinen war eine vielseitig begabte Frau, die sich neben der Literatur auch für Kunst, Musik und Theater interessierte. Sie schrieb Gedichte, Prosatexte und Dramen unter dem Pseudonym L. Onerva. Außerdem verfasste sie auch Kunst-, Literatur- und Theaterkritiken für Zeitungen und übersetzte insbesondere französische Lyrik ins Finnische.
Das Schreibtalent von Lehtinen wurde schon in ihrem Schulalter entdeckt, und ihre Schriftstellerfreunde ermunterten sie zum Schreiben. Das Pseudonym L. Onerva war auch ein Vorschlag eines Freundes. Im Jahre 1900 erschienen ihre ersten Gedichte.
An der Kaiserlichen Alexander-Universität studierte Lehtinen für eine Weile Medizin, aber ihr Studium richtete sich dann auf Ästhetik und Französisch. Sie schloss nie ihr Studium ab, weil das Schreiben ihre Lebensaufgabe wurde.
Während des ersten Jahrzehnts des 20. Jh. veröffentlichte L. Onerva neben drei Gedichtsammlungen auch den Roman Mirdja (1908). In ihren Schriften brachte sie ihre revolutionäre Art zum Ausdruck und setzte sich mit der konventionellen Moral ihrer Zeit auseinander. Auch in ihren späteren Werken behandelte Lehtinen die Diskrepanz zwischen Verpflichtung und Freiheit im Leben einer Frau.
Lehtinen lebte mehrere Male im Ausland. Sie fühlte sich besonders hingezogen zur französischen Sprache und Kultur. Ihre Partner waren auch an Kultur interessiert. Ihr erster Mann war Forstwirt, dessen Hobby das Malen war und der zweite war Komponist und Dirigent. Außerdem soll sie auch andere männliche Freunde gehabt haben. Der bekannteste von ihren Geliebten und Freunden war wohl der Dichter Eino Leino.
In den frühen Gedichten von L. Onerva soll der Einfluss der Dichtung von Eino Leino und in den späteren Werken der Einfluss der Künstlergruppe Tulenkantajat (auf Deutsch: die Feuerträger) zu sehen sein. In ihren späteren Werken stand die Natur im Mittelpunkt.
Das berühmteste der Bücher von L. Onerva ist die Biografie über Eino Leino, die im Jahre 1932, sechs Jahre nach seinem Tod, veröffentlicht wurde (Eino Leino: runoilija ja ihminen, auf Deutsch: Eino Leino: Ein Dichter und ein Mensch). L. Onerva bekam insgesamt sieben Male die Staatsprämie der Literatur. Sie erhielt auch den Aleksis-Kivi-Preis.
Während ihrer zweiten Ehe gerieten sowohl sie als auch ihr Mann Leevi Madetoja in die Fänge des Alkoholismus. Lehtinen litt unter psychischen Problemen und wurde in eine Pflegeanstalt gebracht. Eine dramatische Wende vollzog sich in ihrer Ehe, als Madetoja seine Frau in der psychiatrischen Klinik ihrem Schicksal überließ. Nach seinem Tod konnte Lehtinen mit Hilfe ihrer Freunde die Anstalt verlassen und nach Hause zurückkehren. In den Jahren, die sie in der Pflegeanstalt verbrachte, malte sie Aquarelle, zeichnete und schrieb einige Gedichte. Mit Gedichten beschäftigte sie sich auch in ihren letzten Lebensjahren. Hilja Onerva Lehtinen starb am 1. Mai 1972 mit beinahe 90 Jahren. In ihrem Nachlass gab es über hunderttausend Gedichte, von denen also nur einen Bruchteil veröffentlicht worden ist.
Quellen:
Venla Sainio, Onerva L. (1882-1972). Nationalbiografie-Internetpublikation. (Kostenloser Zugang über Nelli-Portal). Gelesen am 4 März 2015.
Von
Autorin: Riitta-Ilona Hurmerinta. Übersetzerin: Outi Könni.
Hilja Onerva Lehtinen
Hilja Onerva Lehtinen (L. Onerva)
28.4.1882, Helsinki – 1.3.1972, Helsinki
1902–1911 Studium der Ästhetik, der Französischen Sprache und der Medizin an der Kaiserlichen Alexander-Universität
1907–1908 Lehrerin für Französisch und Mathematik an Finnlands ältester finnischsprachigen Mädchenschule
1909–1910 Kunst-, Literatur- und Theaterkritikerin für die Zeitung Uusi Päivä
1910–1911, 1925–1926 Literaturkritikerin für die Zeitung Helsingin Sanomat
1915–1917 Redaktionssekretärin für die Zeitung Sunnuntai