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Georg Henrik von Wright

Georg Henrik von Wright
14.6 1916, Helsinki – 16.6 2003, Helsinki

1937 Magister der Philosophie (Philosophie), 1941 Lizenziat, 1953 Doktor, Universität Helsinki
1948 M. A., University of Cambridge

1943 Dozent der Philosophie, Universität Helsinki
1943–1961 Professor der Philosophie (schwedischsprachig)
1946–1959 stellvertretender Professor der Philosophie, Åbo Akademi
1948–1951 Professor der Philosophie, Trinity College, University of Cambridge
1965–1977 Professor-at-Large, Cornell  University
1961–1986 Mitglied der Akademie von Finnland, 1968–1970 Vorsitzender
1969–1977 Kanzler, Åbo Akademi

Mehrere Perioden als stellvertretender Professor (Praktische und Theoretische Philosophie) an der Universität Helsinki
Gastprofessor in Cornell, Los Angeles, Pittsburgh, Karlsruhe und Leipzig

Forschungsschwerpunkte:
Philosophische Logik, Werttheorie und -ethik, Kulturphilosophie, Philosophie der Normen, der Geisteswissenschaften und des Bewusstseins.

Posthume Veröffentlichung von Wittgensteins Werken sowie damit verbundene Forschung

Veröffentlichungen, Forschungsprojekte und sonstige wissenschaftliche Aktivitäten

Preise und Auszeichnungen
2002 Critical European Prize
1998 Tage-Danielsson-Preis
1993 Selma Lagerlöfs Literaturpreis
1989 erster nordischer Philosoph, dem ein Band der Reihe Library of Living Philosophers gewidmet wurde
1987 Karl-Emil-Tollanders-Preis
1986 Großer Preis der Schwedischen Akademie
1986 Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung
1982 Kulturpreis der Stiftung Svenska Kulturfonden
1976 Internationaler Wihuri-Preis

Bild: Helsingin yliopistomuseo
Autor: Bernt Österman (Tomas Sjöblom, toim.)
Übersetzer:
Uwe Dirksen

 

 

Von der philosophischen Logik zur Kulturkritik

Als Georg Henrik von Wright Anfang 1949 allein den Fluss Cam entlang wanderte, bekam er plötzlich eine umwerfende Idee: Die formalen Beziehungen zwischen den Begriffen „irgendein“, „kein“ und „alle“ schienen die gleichen wie die zwischen „möglich“, „unmöglich“ und „notwendig“ zu sein.

Von Wright bemerkte sofort, dass er eine neue Möglichkeit gefunden hatte, die Logik der modalen Begriffe zu entwickeln. Später im selben Jahr entdeckte er, dass man dieselbe Analogie auch für die drei Begriffe „erlaubt“, „verboten“ und „erforderlich“ gebrauchen könnte. Damit schuf er die Grundlage der deontischen Logik, die sein bekanntester Beitrag als Logiker werden sollte.

Der junge von Wright. Bild:​ von Wright – Wittgenstein -Archiv​
Der junge von Wright. Bild:​ von Wright – Wittgenstein -Archiv​

Schon im Jahre 1939 kam von Wright als junger Doktorand nach Cambridge. Davor hatte er bei Eino Kaila an der Universität Helsinki studiert. Das Studium hatte er im Jahre 1937 mit der Magisterarbeit De empiriska satsernas avgränsningsproblem abgeschlossen. Später im Jahre 1941 erschien seine Dissertation The Logic of Induction.

Während seines Aufenthalts in Cambridge kam es zu einer unvergesslichen Begegnung mit Ludwig Wittgenstein. Zur gleichen Zeit lernte von Wright auch C. D. Broad kennen, der einen großen Einfluss auf die frühe akademische Entwicklung von von Wright dadurch hatte, dass er eine Serie von Artikeln über von Wrights Dissertation für die englische Zeitschrift Mind schrieb.

Im Jahre 1948 folgte von Wright Wittgenstein als Professor am Trinity College. Nach dem Tod Wittgensteins 1951 wurde bekannt, dass von Wright gemeinsam mit Elizabeth Anscombe und Rush Rhees den schriftlichen Nachlass von Wittgenstein erben würde. Im selben Jahr legte von Wright seine Professur nieder und kehrte nach Finnland zurück.

Georg Henrik von Wright kehrte später an den Cam zurück, wo er den umwälzenden Gedanken von der modalen Begriffen hatte. Bild: von Wright – Wittgenstein-Archiv​
Georg Henrik von Wright kehrte später an den Cam zurück, wo er den umwälzenden Gedanken von der modalen Begriffen hatte. Bild: von Wright – Wittgenstein-Archiv​

Die philosophische Logik blieb eine der wichtigsten Hauptlinien der Forschung von Wrights. Als die deontische Logik immer mehr Interesse an der Philosophie der Normen und Handlung weckte, wurde von Wright auch auf dem Gebiet der Rechtsphilosophie berühmt. Im Jahre 1963 erschien seine Hauptwerk Norm and Action, in dem er die Philosophie der Normen behandelte. Im selben Jahr veröffentlichte von Wright auch das Werk The Varieties of Goodness, das er für sein bestes Werk hielt. Man kann den Beitrag als einen originellen Versuch sehen, den Mittelweg zwischen normativer Ethik und Metaethik zu finden.

International gesehen ist wohl Explanation and Understanding ein bekannteres Werk, in dem von Wright versucht, eine humanistische Alternative zu den naturwissenschaftlichen, auf Gesetzen basierenden Interpretationen zu finden. Im Jahre 1998 wurde In the Shadow of Descartes veröffentlicht, das das spätere Interesse von Wrights an der Philosophie der Erkenntnis zusammenfasst.

In der Öffentlichkeit kannte man Georg Henrik von Wright vor allem wegen seiner kulturkritischen Essays und gesellschaftlichen Stellungsnahmen, die ihm die Position als eines der führenden skandinavischen Intellektuellen verschafften. In seiner Essaysammlung Tanke och förkunnelse (1955) schrieb er u. a. über Dostojewski, Tolstoi und Spengler. Im Jahre 1977 wurde Humanismen som livshållning veröffentlicht. Besondere Aufmerksamkeit erregten seine Werke Vetenskapen och förnuftet (1986), Minervan pöllö (1992) und Ihminen kulttuurin murroksessa (1996).

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