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Erja Tenhonen-Lightfoot

Erja Aulikki Tenhonen-Lightfoot
8.12.1960, Tohmajärvi

1988 Magistra der Philosophie (Übersetzen und Dolmetschen), Universität Joensuu
1993 Lizenziatin der Philosophie (Angewandte Sprachwissenschaft), Universität Vaasa
1997 Konferenzdolmetscherin, Universität Turku
2011 Weiterbildung zur Sachverständigen (NTM) in der kompetenzbasierten Qualifikation, Fachhochschule Häme

1990–1992 Projektforscherin der angewandten Sprachwissenschaft, Akademie von Finnland / Universität Vaasa
1995–1996 Koordinatorin des Schulungsprojekts ‚Passivfinnisch‘, Universität Helsinki, Weiterbildungszentrum Vantaa
2003–2006 Koordinierende Lektorin für Dolmetschen, Universität Helsinki / Weiterbildungszentrum Palmenia
Seit 2010 Hauptgutachterin bei qualifikationsbasierten Prüfungen im Kommunaldolmetschen, Erwachsenenbildungszentren Amiedu und TAKK
1997–2011 Lehrbeauftragte für Dolmetschen und Übersetzen, Universität Helsinki
Seit 2011 Universitätslehrerin für Dolmetschen, Universität Helsinki

Seit 1997 freiberufliche Konferenzdolmetscherin in allen EU-Organen
1998–2002 Unternehmerin und koordinierende Dolmetscherin, Cross Border Communications Oy
Seit 2002 Freiberufliche Gerichtsdolmetscherin an ordentlichen Gerichten erster und zweiter Instanz
Seit 2002 Unternehmerin, Dolmetschdienstleistungen Sanas

Bild: Johanna Hirvonen
Autor: Tomas Sjöblom
Übersetzer: Uwe Dirksen

Vom Universitätscafé Porthania zur Universitätslehrerin

In einer Nacht des Jahres 1974 hörte Erja Tenhonen-Lightfood in Suomenlinna einer Radiosendung zu, wo eine Konferenzdolmetscherin interviewt wurde. Als eine sprachinteressierte Schülerin beschloss Tenhonen, auch selber Dolmetscherin zu werden. „Ich dachte mir, es wäre ein guter Job für mich. Ich wollte etwas mit Sprachen tun, aber ich wollte keine Lehrerin werden. Selten möchte eine 14-Jährige Lehrerin werden. Der Beruf der Dolmetscherin wurde für mich ein Ziel und eine Art von Traum.“

Der Traum wurde wahr. Tenhonen-Lightfoot studierte zuerst Übersetzen und Dolmetschen an der Universität Joensuu, danach Angewandte Sprachwissenschaften an der Universität Vaasa und schließlich machte sie einen Abschluss zur Konferenzdolmetscherin an der Universität Turku. Sie arbeitet als Dolmetscherin schon seit 1985. Lehrerin an der Universität Helsinki wurde Tenhonen-Lightfoot wiederum nach einem Kaffeetreffen im Jahr 1997. „Ich hatte gerade den Abschluss zur Konferenzdolmetscherin an der Universität Turku in der Tasche und saß im Café Porthania. Ich sah eine Bekannte von mir, die Institutssekretärin am Germanistischen Institut Orvokki Niemelä , und ich begrüßte sie. Sie erzählte mir, dass gerade ein/e Lehrer/in für den Kurs ‚Standardsprache und Fachsprachen‘ gesucht werde und ich fragte sie, ob ich den Kurs leiten könnte.“

Tenhonen-Lightfoot nahm das Angebot sofort an. Sie hatte schon selbst einen ähnlichen Kurs besucht und sollte die Notizen davon noch haben. „Ich hatte dann doch Pech, da mein Mann gerade unser Bücherregal aufgeräumt hatte und alle alten Notizen weg waren. Wir haben noch versucht, die Notizen zurückzubekommen, aber sie wurden schon in der Müllverbrennungsanlage der Mülldeponie Suomenlinna verbrannt. Ich musste also von vorn anfangen, aber das fand ich nicht schlimm. Ich habe alles über das Thema ausführlich gelernt, weil ich alle Standardwerke durchgelesen habe – und mein Kurs bekam eine persönliche Note.“

Bei schönem Wetter ist die Heimfahrt von der Universität zur Festungsinsel Suomenlinna auf dem Außendeck am angenehmsten. Foto: Erja Tenhonen-Lightfoot.

Nach dem ersten Kurs bekam sie langsam auch mehr Lehraufträge. Tenhonen-Lightfoot lehrte unter anderem Übersetzen im Sprachenpaar Deutsch-Finnisch, Übersetzen der EU-Sprachen und Dolmetschen in vielen verschiedenen Kursen. Dann kam ein zweijähriges Projekt der Universität Helsinki und des Schulungs- und Entwicklungszentrums Palmenia, wo beamtete und freiberufliche Dolmetscher/-innen der Europäischen Union für das Dolmetschen vom Finnischen als C-Sprache in ihre Muttersprache geschult wurden.

Nach mehreren Jahren als Lehrbeauftragte und Koordinatorin verschiedener Dolmetschprojekte absolvierte Tenhonen-Lightfoot im Jahr 2008 neben ihrem Job eine Weiterbildung in der Pädagogik. „Es ist eine sehr gute Ausbildung, die man auch neben dem Beruf machen kann – so wie ich das gemacht habe. Ich rate meinen Studenten und Studentinnen immer, eine Weiterbildung in der Pädagogik zu absolvieren. Sie dient dann als ein ‚Rettungsring‘ in der Übersetzungs- und Dolmetschbranche. Falls man keine Arbeit in seiner eigenen Branche findet, kann man zum Beispiel als Vertretungslehrer/-in arbeiten.

Tenhonen-Lightfoot wurde im Jahr 2011 am Institut für moderne Sprachen der Universität Helsinki zur ersten Universitätslehrerin für Dolmetschen ernannt. „Seitdem arbeite ich hauptsächlich als Lehrerin und nebenbei als Dolmetscherin – davor war es umgekehrt. Für jemanden in meinem Alter passt es sehr gut, festangestellt zu sein, und man braucht nicht rund um Europa zu reisen, um Aufträge zu erledigen.

Tenhonen-Lightfoot lehrt ihre Studentinnen und Studenten, dass man eine Dolmetschsituation aus der Vogelperspektive betrachten sollte. „Vor einem Dolmetschauftrag sollten immer diese Fragen gestellt werden: Wer? Was? Wo? Wann? Warum? Wie? Wenn man sich diese Fragen im Voraus stellt, kann man einigermaßen voraussehen, was gesagt wird.

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