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Bo Carpelan

Bo Gustaf Bertelsson Carpelan
25.10.1926, Helsinki – 11.2.2011 Espoo

1948 Magister (Literaturwissenschaft), 1956 Lizenziat, 1960 Doktor der Philosophie, Universität Helsinki

1950 Abschluss im Bibliothekswesen, Gesellschaftliche Hochschule
1951 Studium in Frankreich, 1961 in den USA, 1962 in England

1980–1993 Künstlerprofessor

1950–1959 Studienberater; 1960-1964 Abteilungsbibliothekar; 1964–1980 Assistenzbibliothekar bei der Stadtbibliothek Helsinki
1949–1964 Literaturkritiker bei der Zeitung Hufvudstadsbladet

1950–1970 Mitglied im Vorstand der Finlands svenska författareförening (Gesellschaft der finnlandschwedischen Schriftsteller)
1965–1971 Mitglied in der finnischen Abteilung der Nordischen Kulturkommission

Die bedeutendsten Auszeichnungen
2007 Le Prix Européen de Littérature
1997 Nordischer Preis der Schwedischen Akademie
1993, 2005 Finlandia-Preis
1993 Lyriker des Jahres des Finnischen Lyrikerverbands
1985 Staatlicher Übersetzerpreis
1983 Karl Emil Tollanders-Preis
1978 Pro Finlandia-Preis
1977 Literaturpreis des Nordischen Rates

Bild: Schiltds & Söderströms
Autor: Tomas Sjöblom
Übersetzer: Uwe Dirksen

MINIMALISTISCHE GEDICHTE, ROMANE UND BÜCHER FÜR KINDER

Bo Carpelan gab sein Debüt als Autor im Alter von nur 20 Jahren mit der Gedichtsammlung Som en dunkel Värme (,Wie eine dunkle Wärme‘, 1946). Die damalige finnlandschwedische Literatur suchte ihre Vorbilder vor allem in der schwedischen modernistischen Literaturrichtung der 1940er Jahre (fyrtiotalismen) und im französischen Existentialismus. Diese Einflüsse sind auch im frühen Schaffen Carpelans zu erkennen. Er selbst sah allerdings später seine Werke aus dieser Zeit nicht als besonders wertvoll an.

Carpelan gehörte bereits in den 1950er Jahren zur Elite der finnischen Lyriker. Er distanzierte sich stark von der zeitgenössischen Produktion politisch-ideologischer Gedichte und verurteilte auch in den 1960er Jahren die dann immer üblicher werdende politische Lyrik. Carpelan sah politische Literatur als Betrug gegen die Hauptfunktion der Lyrik. Lyrik sollte seiner Meinung nach einfach sein, aber sich trotzdem mit wichtigen Themen befassen. Sie sollte nicht aus einfachen politischen Sprüchen bestehen.

Carpelans Produktion vertrat im Laufe der Zeit verschiedene poetische Stilrichtungen. Meist aber waren seine Gedichte zurückhaltend, mit präziser Ausdrucksform. Extreme Beispiele sind seine sogar als asketisch-minimalistisch zu betrachtenden Werke der 1960er Jahre wie die Sammlung 73 Dikter (,73 Gedichte’, 1966). In dieser Gedichtsammlung gibt es einige Gedichte, die aus nur vier oder fünf Wörtern bestehen. Am Ende des Jahrzehnts nahm Carpelan allmählich einen freieren und entspannteren Stil an, beginnend mit der Sammlung Gården (,Der Hof‘, 1969).

Carpelans Schaffen beschränkte sich nicht nur auf Lyrik, sondern er schrieb auch Prosa und gerade auf diesem Gebiet wurden seine besten Werke auch zu seinen wichtigsten überhaupt. Von Carpelans Romanen sollte Axel (1986) genannt werden. Für diesen Roman brauchte der Autor 16 Jahre. Das Buch handelt von Axel Carpelan, dem Großonkel des Autors, einem der besten Freunde, Inspiratoren und Anhänger Jean Sibelius‘. Der Autor hat das Buch Axel als ein Beispiel dafür verwendet, dass das Schreiben in der Tat manchmal sehr langsam sein kann. Carpelan erhielt auch zwei Finlandia-Preise, nämlich für die Romane Urwind (1993) und Berg (2005). Der Autor schrieb außer Romanen auch Hörspiele fürs Radio sowie Kinder- und Jugendbücher.

Carpelan hielt es für wichtig, die Literatur verschiedenen Sprachgruppen zur Verfügung zu stellen. Mehrere seiner Gedichtsammlungen und Romane sind ins Finnische übersetzt worden und Carpelan übersetzte selbst Gedichte seiner Zeitgenossen ins Schwedische. Die Gedichte Carpelans wurden ein wesentlicher Teil der finnischen Lyrik und der Autor selbst war einer der wichtigsten Nachkriegsakteure beim Übersetzen finnischer Lyrik ins Schwedische.

Bild: Suomalaisen Kirjallisuuden Seura.

Quellen:

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