Schon während seiner Schulzeit bekam Martin Wegelius einen umfangreichen Musikunterricht. Am Anfang handelte es sich um Privatunterricht in Finnland, aber nach dem Abschluss seines Universitätsstudiums im Jahr 1868 unternahm Wegelius eine lange Studienreise in deutschsprachige Länder. Zum Beginn der 1880er Jahre fing er in Zusammenarbeit mit namhaften Akteuren der finnischen Musikszene an, für die Gründung eines Musikinstituts in Helsinki zu arbeiten. Das Projekt, welches privat finanziert wurde, schritt schnell voran und im Jahr 1882 wurde das Institut unter dem Namen Helsingingfors musikinstitut/Helsingin Musiikkiopisto (Musikinstitut Helsinki) gegründet. Schon im Frühling desselben Jahres wurde Wegelius zum ersten Leiter des Instituts gewählt. Folgenden Herbst begann man mit dem Unterricht.

Wegelius hatte einen sehr großen Einfluss auf die frühe Entwicklung des Musikinstituts Helsinki. Als Leiter des Instituts nahm er sich viele Aufgaben vor. Er plante die Studiengänge und erarbeitete die Leistungsanforderungen für die Kurse. Er war auch aktiv an der Rekrutierung der Lehrkräfte beteiligt und es gelang ihm, zahlreiche begabte und angesehene Musiker als Lehrkräfte zu engagieren.

Im Gegensatz zu Robert Kajanus, der zum gleichen Zeitpunkt die Orchestergesellschaft Helsingfors orkesterförening/Helsingin orkesteriyhdistys gründete, war Wegelius der Meinung, jeder Musiker solle die Musik auch auf theoretischer Ebene verstehen können. So hatten Musikgeschichte und Musiktheorie einen hohen Stellenwert im Unterricht. Wegelius, der als starker, sogar patriarchalischer Leiter charakterisiert wurde, war neben seiner Position als Institutleiter auch als Lehrer tätig.

Da es besonders an schwedischsprachiger, für die Bedürfnisse Wegelius‘ geeigneter Unterrichtsliteratur mangelte, beschloss er, die Lage zu verbessern, indem er unter anderem das musikgeschichtliche Lehrbuch Hufvuddragen af den västerländska musikens historia (1891 - 1893) schrieb. Dieses Buch gilt heute allerdings als veraltet, aber sein Buch über die Homophonie Kurs i homofon sats (harmonilära) 1. Generalbas (1897) ist bis heute in revidierten Auflagen in Verwendung gewesen.

Dass der Musikunterricht für Wegelius sehr wichtig war, ist daraus zu schließen, dass er seine Schüler/-innen auch in den Sommermonaten traf und ihnen musikalische Anleitung gab. Während der eigentliche Unterricht am Institut unterbrochen war, wurden die Treffen in Wegelius Sommervilla in Pohja gehalten. Wegelius arbeitete über zwanzig Jahre, bis zu seinem Tod, als Leiter des Musikinstituts Helsinki. Seine Bedeutung für die Erziehung einer neuen finnischen Generation von Komponisten ist unbestritten.

Schon in den ersten Jahren seines Bestehens lockte das Musikinstitut Helsinki viele junge Begabungen an. Unter anderen Erkki Melartin und Armas Järnefelt studierten bei Wegelius. Im Jahr 1939 wurde das Institut nach einem berühmten Studenten von Wegelius umbenannt und heißt seitdem Sibelius-Akatemia (Sibelius-Akademie).

Quellen

• Lena von Bonsdorff & Tove Djupsjöbacka, Musik i ingenmansland. Martin Wegelius-institutet 1956–2006 (‚Musik im Niemandsland. Das Martin-Wegelius-Institut 1956-2006‘), Espoo 2006.
• Jukka Sarjala, Wegelius, Martin, elektronische Veröffentlichung, Kansallisbiografia (Finnische Nationalbiographie). Referenz 5.5.2015. Kostenlos zur Verfügung gestellt über das Webportal Nelli.
• Matti Huttunen, Martin Wegelius: Founder of The First Wagner Society in Finland (1846-1906). A Summary of Prof. Matti Huttunen's Lecture during The Finnish Wagner Society's Meeting 8th March 1995 (‚Martin Wegelius: Gründer der ersten Wagner-Gesellschaft Finnlands (1846-1906). Eine Zusammenfassung von Matti Huttunens Vortrag bei der Tagung der finnischen Wagner-Gesellschaft am 8. März 1995‘), Übersetzung Uolevi Karrakoski, elektronische Veröffentlichung, Universität Turku. Referenz 5.5.2015.