Hella Maria Wuolijoki (Ella Maria Murrik bis 1908)
22.7.1886 Helme, Estland - 2.2.1954 Helsinki, Finnland
Magister der Philosophie (Volkspoesie, Geschichte und Russisch) 1908 an der Kaiserlichen Alexander-Universität
Arbeitete als Journalistin, Geschäftsfrau, Parlamentsabgeordnete, Generaldirektorin des finnischen Rundfunks und Schriftstellerin
Bild: Museovirasto
Autorin: Riitta-Ilona Hurmerinta
Übersetzer: Vesa Tyynilahti, Jani Ruotsalainen
Generaldirektorin des finnischen Rundfunks, Politikerin und erfolgreiche Autorin: Hella Wuolijoki war eine Frau mit vielen Talenten
Wegen ihres Universitätsstudiums zog Hella Wuolijoki im Jahre 1904 von Estland nach Helsinki. Vier Jahre später schloss sie als erste estnische Frau ihr Magisterstudium ab. Aber sie musste ihr Postgraduierten-Studium der Folkloristik abbrechen und als Geschäftsfrau zur Deckung des Lebensunterhalts ihrer Familie beitragen.
Ihre internationalen Wirtschaftskontakte erwiesen sich später für Wuolijoki in ihren politischen Aktivitäten als nützlich. In Bezug auf den finnischen Bürgerkrieg und seine Nachwirkungen legte sich Wuolijoki nicht fest, machte aber das Schicksal der Verliererseite, d. h. der Roten, im Ausland bekannt. Während des Winterkrieges spielte Wuolijoki eine aktive politische Rolle, denn sie war mit Zustimmung der engsten Mitglieder der finnischen Regierung dabei, als die Friedensgespräche in Stockholm mit Vertretern Russlands geführt wurden.
Während des Waffenstillstands sprach Hella Wuolijoki sich für die Beibehaltung der Beziehungen mit der Sowjetunion aus. Ihre Kontakte zu den Russen während des Fortsetzungskrieges wurden jedoch als Landesverrat angesehen und sie musste infolgedessen 1943–1944 ins Gefängnis. Nach dem Krieg kam der Höhepunkt von Wuolijokis politischem Einfluss. Sie war bei der Gründung der Demokratischen Union des Finnischen Volkes (SKDL) und bei der Bildung von Paasikivis Regierungskabinett im Hintergrund aktiv. Von 1946 bis 1948 war sie finnische Parlamentsabgeordnete für die SKDL.
Hella Wuolijoki, die auch von 1945 bis 1949 Generaldirektorin des finnischen Rundfunks war, modernisierte das Radioprogramm, mit einem neuen Schwerpunkt auf gesellschaftlicher Diskussion und Volksbildung. Laut der Website des finnischen Rundfunks über die Geschichte der finnischen Kunst waren die Grundprinzipien der Leitung Wuolijokis sowohl das Vertrauen in die Bildungs- und Volksaufklärungsaufgabe des Radios als auch das Zurückbringen der Wahrheit ins Radio nach der Propaganda der Kriegszeit. Sie habe den Schwerpunkt auf das hohe künstlerische Niveau des Radios gesetzt und die Tagespolitik und engagierte Sendungen ins Radioprogramm gebracht. Ihre Idee seien auch Sendungen gewesen, die sich an bestimmte Volksgruppen, z. B. Bauern oder Arbeiter, richteten.
Das Miniatuparlament, eine allwöchentliche Diskussionsveranstaltung für Vertreter politischer Parteien, war eine von Wuolijokis eigenen Produktionen. Außer Diskussionssendungen hat sie das Rundfunktheater geschaffen, den Zustand des Rundfunkorchesters verbessert und eine schwedischsprachige Programmabteilung neben der finnischen gegründet.
Hella Wuolijoki war auch eine beliebte Dramatikerin. Die meisten von ihren Werken waren aus politischen Gründen unter einem Pseudonym geschrieben. Das erste Theaterstück von Wuolijoki, Talulapsed, erschien 1912 und wurde im Herbst 1913 im Estonia-Theater aufgeführt. Nach der Uraufführung wurde aber das Stück als zu nationalistisch verboten. Zwei Jahre später wurde es ins Finnische übersetzt und wurde nach einer Aufführung des Theaters Kansan Näyttämö in Helsinki auch verboten. Das letzte der von Estland handelnden Stücke Wuolijokis, Palava maa, war auf Finnisch geschrieben, und in den 1930er Jahren spielten alle ihre Theaterstücke in Finnland.
In dem Schaffen Wuolijokis hatten Frauen starke Rollen in ihren Umfeldern. Wuolijokis Stücke modernisierten auch den gewohnten Volksdarstellungsstil. Die bekanntesten Stücke von Hella Wuolijoki sind die Niskavuori-Serie (deren erster Teil erschien auf Deutsch unter dem Titel Die Frauen auf Niskavuori), Juurakon Hulda und Herr Puntila und sein Knecht Matti, das sie zusammen mit Bertolt Brecht (linkki: http://de.wikipedia.org/wiki/Bertolt_Brecht) schrieb.