Als sich am 10. Oktober 2015 Georgs Todestag jährte und mit einem Gedenkgottesdienst in der St. Henriks Kirche in Helsinki gefeiert wurde, haben zeitgleich in Salzburg die Glocken für ihn geläutet, wo auch sein Bruder eine Messe zu seinem Gedenken zelebrierte. Ich glaube, dies war eine besonders angemessene Form des Gedenkens an unseren Freund, dessen Persönlichkeit so tief in den Traditionen der katholischen Kirche verankert war.
Bei allen Vorbehalten und aller Kritik an der Institution Kirche, die Georg hin und wieder zum Ausdruck bringen konnte, ist er m. E. ohne die religiöse Dimension in seinem Denken nicht zu verstehen. Frömmelei war dabei sein Ding nicht, vielmehr eine offene, historisch fundierte wie auch politisch geprägte Haltung allem Religiösen gegenüber und gleichzeitig eine echte Demut vor dem Sakralen. „Das öffnet nach oben“, konnte er sagen.
Aus Santiago de Compostela schreibt er in seinem Weihnachtsbrief 2009:
„[...] Ich wünsch Euch allen von Herzen ein gesegnetes und gnadenreiches Weihnachtsfest. – Gerade die Erfahrungen im Sommer, wo es einige Freunde beinah erwischt hätt und einen meiner stets kerngesunden Studienkollegen auch tatsächlich erwischt hatte, haben mir selbst jedenfalls wieder einmal klar gemacht, dass Worte wie ‚Segen’ und ‚Gnade’ noch lange nicht obsolet geworden sind. – Aber auch ‚schön’ dürfen die Weihnachten natürlich deswegen trotzdem sein.“
Und weiter unten in demselben Brief:
„Aber alles hab ich noch nicht erzählt: Ich bin ja auch 60 Jahre alt geworden. Obwohl ich alles fliehen wollte, was auch nur nach Feiern aussehen könnte, wurde ich dann doch überrascht. Und zwar erst mal mit einem Ständchen um Mitternacht, was mich wirklich sehr gefreut hatte. Es war so schön, dass ich eigentlich jetzt vorhabe, noch ein paar Mal sechzig zu werden.
Selbst habe ich den Runden dann mit meinem Bruder gefeiert, mit einer Heiligen Messe für unsere Eltern – und zwar in der ehemaligen Veits-Kapelle in St. Peter, in der Pirkko und ich getraut wurden [...]“ –
dies spiegelt, wie ich meine, sehr deutlich Georgs menschliche Größe.
Als ich mit meinem Mann im Frühjahr für ein paar Tage in Rom war, sind wir in unzählige Kirchen eingekehrt, haben geschaut und gestaunt, und ganz natürlich gingen unsere Gedanken an Georg. Was alles hätten wir nicht mit ihm zusammen sehen können, denn da wo wir Momentaufnahmen sammelten, sah er eine ganze Komposition.