Geb. am 22.12.1894 in Wiborg
Gest. am 8.9.1963 in Helsinki
1913 Magister der Philosophie (Latein sowie allgemeine Geschichte, Philosophie und Altgriechisch) an der Kaiserlichen Alexander-Universität
1923 Doktor der Philosophie an der Universität Helsinki
1963 Ehrendoktor der Rechtswissenschaft, Universität Helsinki
1921—1923 Dozent für Römische Philologie
1923–1963 Professor für Römische Literatur an der Universität Helsinki
1932–1943 Prorektor, 1956–1962 Rektor und 1962–1963 Kanzler der Universität Helsinki
1933–45 Abgeordneter, 1939–43 2. Parlamentsvizepräsident, 1943–1944 Ministerpräsident
U. a. Stadtrat von Helsinki, Vorstandsvorsitzender der Sibelius-Akademie, Vorsitzender der Nationalen Sammlungspartei
Bild: Wikimedia Commons
Autor: Lauri Lönnström Übersetzer: Uwe Dirksen
Zeit der Schwierigkeiten – die politische Karriere von Linkomies
Die politische Karriere von Edwin Linkomies nahm 1918 ihren Anfang, als die Nationale Sammlungspartei gegründet wurde und er von dem Sprachrohr der Partei, dem Magazine Uusi Suomi, zum Mitglied des Vorstands gewählt wurde. Da machte er sich mit der Partei und deren ideologischen Richtlinien bekannt. Damals entwickelten sich auch seine politischen Meinungen und Linkomies war der Meinung, dass sowohl die Kommunisten als auch die Sozialdemokraten eine Bedrohung der Sicherheit Finnlands darstellten.
Bei der Parlamentswahl im Jahre 1933 war Linkomies mit nahezu 5800 Stimmen landesweit die Wahllokomotive seiner Partei. Obwohl er früher für eine sehr rechtsgerichtete Politik eingetreten war und Unterstützung von der rechtsradikalen Lapua-Bewegung erhalten hatte, strebte er im Winter 1933–1934 danach, sich von dem Extremismus der Vaterländischen Volksbewegung und der übrigen Rechtsparteien zu distanzieren.
Dank seiner politischen Klugheit erhielt Linkomies bei der Wahl im Jahre 1936 einen Stimmengewinn. Er war wieder die Wahllokomotive seiner Partei mit über 7200 Stimmen. Trotz des Erfolgs konnte Linkomies innerhalb seiner Partei nicht an die Macht kommen – teilweise ist dies darauf zurückzuführen, dass der zurücktretende Parteivorsitzende J. K. Paasikivi wenig Vertrauen zu dem Mann hatte, dessen politische Meinungen schwankten.
Bei der letzten Wahl der Zwischenkriegszeit im Jahre 1939 erhielt Linkomies wieder viele Stimmen und die Sammlungspartei war erfolgreich. Die Partei wurde zu den Koalitionsverhandlungen eingeladen, aber sie blieb wieder in der Opposition. Dies kann teilweise darauf zurückzuführen sein, dass Linkomies den Sozialdemokraten gegemüber misstrauisch war. Zwei Mitglieder der Sammkungspartei, die nicht Abgeordnete waren, wurden jedoch zu Ministern gewählt und der andere (Paasikivi) war von Linkomies vorgeschlagen worden. Während des Winterkriegs wurde Linkomies in der Praxis die leitende Persönlichkeit, aber er wurde erst Parteivorsitzender, als er zum Ministerpräsidenten gewählt wurde.
Linkomies war ein Anhänger der Friedenspolitik und vor dem Ausbruch des Winterkriegs glaubte er, dass die Lösung durch Verhandlungen erreicht würde. Als der Krieg immer wahrscheinlicher wurde, war Linkomies bereit, harte Friedensbedingungen zu akzeptieren, um den Krieg zu vermeiden. Nach dem Winterkrieg nahm Linkomies eine realistischere Einstellung zu den Verhandlungen an und trat dafür ein, vertrauliche Beziehungen mit dem Deutschen Reich herzustellen. Beim Ausbruch des Fortsetzungskriegs waren neue Kontakte mit Deutschland hergestellt worden und so hatte Finnland einen starken Verbündeten. Bei diesen Ausgangspunkten begann Linkomies, von einem Großfinnland zu träumen.
Gute Beziehungen mit dem Deutschen Reich waren für Finnland während des Fortsetzungskriegs eine Lebensbedingung. Sowohl Linkomies als auch Präsident Risto Ryti, die einander in den 1910-er Jahren in den jungfinnischen Kreisen in Rauma kennengelernt hatten, strebten aber danach, Beziehungen mit anderen Westmächten zu unterhalten. Als sich 1942–1943 das Kriegsglück der Wehrmacht gewendet hatte, trafen Linkomies und Ryti Vorbereitungen dafür, Finnland aus dem Krieg zu lösen. Linkomies setzte sich für die Wiederwahl von Ryti zum Präsidenten ein, wonach Ryti begann, Linkomies zum Ministerpräsidenten vorzuschlagen. Linkomies wurde am 5. März 1943 zum Ministerpräsidenten ernannt.
Der erste entscheidende Schritt zum Frieden wurde im November 1943 getan, als Verhandlungskontakte mit der Sowjetunion mit Hilfe von Schweden hergestellt wurden. Über die Friedensbedingungen wurde in Moskau im März 1944 verhandelt. Zum Schluss konnte das Kabinett Linkomies die Bedingungen nicht akzeptieren. Nach den gescheiterten Verhandlungen begann die Sowjetunion im Juni 1944 mit einem Großangriff. Ende Juni erhielt Finnland eine unangenehme Antwort auf sein Friedensangebot: Nur eine bedingungslose Kapitulation Finnlands wäre für Moskau akzeptabel gewesen.
Daher trafen Ryti und Linkomies die Entscheidung, mit dem Deutschen Reich ein Abkommen zu schließen, wonach Ryti persönlich und das von ihm ernannte Kabinett die Verpflichtung eingingen, bis zum Ende des Kriegs an der Seite des Deutschen Reiches zu sein. Das Abkommen sicherte Waffenlieferungen nach Finnland, was dazu führte, dass der sowjetische Angriff abgewehrt wurde und Friedensbedingungen ausgehandelt werden konnten. 1946 wurden Ryti, Linkomies und andere, die die Verpflichtung eingegangen waren, als Kriegsschuldige zu Gefängnis verurteilt. Linkomies wurde 1948 befreit und 1949 begnadigt.
Als Abgeordneter hob Linkomies die Bedeutung der Ausbildung hervor und machte sich außerdem während der Zwischenkriegszeit um die Erlassung des Gesetzes über die Sozialrente und die Erhöhung des Verteidigungsbudgets verdient. Als Ministerpräsident lehnte er konsequent die Forderungen nach bedingungsloser Kapitulation und harte Friedensbedingungen ab, was Finnland vor einer Besetzung bewahrte und seine Selbstständigkeit gewährleistete.
Quellen:
Päiviö Tommila: Linkomies, Edwin. Netzpublikation der Finnischen Nationalbiographie. Abgerufen am 9. Februar 2015. (auf Finnisch)
Edwin Linkomies. Abgeordnetenverzeichnis des Finnischen Parlaments. Abgerufen am 9. Februar 2015. (auf Finnisch)
Wikipedia: Edwin Linkomies. Abgerufen am 9. Februar 2015. (auf Finnisch)
Von
Autor: Lauri Lönnström. Übersetzer: Jukka Heliö.
Edwin Linkomies
Edwin Johan Hildegard Linkomies (bis 1928 Flinck)
Geb. am 22.12.1894 in Wiborg
Gest. am 8.9.1963 in Helsinki
1913 Magister der Philosophie (Latein sowie allgemeine Geschichte, Philosophie und Altgriechisch) an der Kaiserlichen Alexander-Universität
1923 Doktor der Philosophie an der Universität Helsinki
1963 Ehrendoktor der Rechtswissenschaft, Universität Helsinki
1921—1923 Dozent für Römische Philologie
1923–1963 Professor für Römische Literatur an der Universität Helsinki
1932–1943 Prorektor, 1956–1962 Rektor und 1962–1963 Kanzler der Universität Helsinki
1933–45 Abgeordneter, 1939–43 2. Parlamentsvizepräsident, 1943–1944 Ministerpräsident
U. a. Stadtrat von Helsinki, Vorstandsvorsitzender der Sibelius-Akademie, Vorsitzender der Nationalen Sammlungspartei
Bild: Wikimedia Commons
Autor: Lauri Lönnström Übersetzer: Uwe Dirksen