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Edwin Linkomies

Edwin Johan Hildegard Linkomies (bis 1928 Flinck)

Geb. am 22.12.1894 in Wiborg
Gest. am 8.9.1963 in Helsinki

1913 Magister der Philosophie (Latein sowie allgemeine Geschichte, Philosophie und Altgriechisch) an der Kaiserlichen Alexander-Universität
1923 Doktor der Philosophie an der Universität Helsinki
1963 Ehrendoktor der Rechtswissenschaft, Universität Helsinki
1921—1923 Dozent für Römische Philologie

1923–1963 Professor für Römische Literatur an der Universität Helsinki
1932–1943 Prorektor, 1956–1962 Rektor und 1962–1963 Kanzler der Universität Helsinki
1933–45 Abgeordneter, 1939–43 2. Parlamentsvizepräsident, 1943–1944 Ministerpräsident

U. a. Stadtrat von Helsinki, Vorstandsvorsitzender der Sibelius-Akademie, Vorsitzender der Nationalen Sammlungspartei

Bild: Wikimedia Commons
Autor: Lauri Lönnström

Übersetzer: Uwe Dirksen

Schon zu Lebzeiten ein Klassiker – die akademische Laufbahn von Linkomies

Edwin Linkomies lernte schon im Gymnasium Latein, aber es wurde erst am Anfang seines Universitätsstudiums sein Hauptfach, nachdem er 1911 sein Abitur gemacht hatte. Er studierte zielbewusst und effektiv, sodass er im Januar 1913 Magister der Philosophie wurde. Nach dem Studienabschluss machte er seine Referendarzeit, und 1914-1920 arbeitete er als Aushilfslehrer für Latein an Schulen in Helsinki.

Neben der Arbeit als Lehrer entwickelte sich sein Interesse an wissenschaftlicher Forschungsarbeit, und im Dezember 1919 promovierte er. Seine Doktorarbeit handelte von dem Verfasser der römischen Tragödie Octavia praetextan, und er konzentrierte sich in seiner Arbeit auf sprachliche Merkmale. Die Doktorarbeit von Linkomies wurde auch teilweise durch die nahende Pensionierung des damaligen Professors motiviert; für Fridolf Gustafsson standen nur wenige Nachfolgekandidaten zur Auswahl. Nach der Doktorarbeit setzte Linkomies den sprachgeschichtlichen Weg fort, als er 1921 seine Untersuchung über die Etymologie des Wortes auguuri veröffentlichte und 1929 seine Untersuchung über den ablativus absolutus veröffentlichte.

Das dritte Forschungsprojekt von Linkomies wurde erst danach veröffentlicht, als er 1923 zum Professor für Römische Literatur an die Universität Helsinki berufen wurde. Die Wahl zum Professor war aber nicht einfach. Um diesen Lehrstuhl wurde ernsthaft zwischen Linkomies und Aarne Salonius gekämpft.

Bild: WikimediaCommons.​
Bild: WikimediaCommons.​

Am Anfang waren die Fakultät und das große Konsistorium auf der Seite von Linkomies, aber während des Berufungsprozesses schafften es die Unterstützer von Salonius, die Entscheidungsträger für dessen Wahl zu gewinnen. Der damalige Kanzler schlug dem Staatspräsidenten K. J. Ståhlberg vor, Salonius zu wählen, aber am Ende entschied dieser sich für die Ernennung von Linkomies. Die Universität brauchte neue und dynamische Professoren, was eventuell den Präsidenten, dessen Vorgeschichte ebenfalls mit der Universität verbunden war, beeinflusst haben könnte.

1930-1940 konzentrierte sich Linkomies immer mehr auf die nationale Politik und legte die Forschungsarbeit beiseite. Er unterrichtete aber weiter und verfasste selbst die Grammatik für seine Lateinkurse. Im Frühling 1942 empfahl er zusammen mit dem Professor für theoretische Philosophie Eino Kaila die Schaffung einer neuen sozialwissenschaftlichen Fakultät, was 1944 zu der Gründung der Staatswissenschaftlichen Fakultät führte. Die Kriegsjahre lähmten das Universitätsleben, und nachdem Linkomies zum Ministerpräsident ernannt worden war, hörte er 1943 auch schließlich mit dem Unterrichten auf.

Linkomies kehrte 1949 an die Universität zurück, als er begnadigt wurde, nachdem er als Kriegsverbrecher verurteilt worden war. Während seiner Gefängniszeit schrieb er vier populärwissenschaftliche Werke, wovon wohl Keisari Augustus ja Rooman perintö (Kaiser Augustus und das Erbe Roms) das bemerkenswerteste war, schon allein aus dem Grund, dass Linkomies Augustus für sein großes Vorbild hielt.

Nach seiner Freilassung plante Linkomies eine Untersuchung über den Stil der römischen Elegie sowie die Literaturgesichte Griechenlands und Roms, wofür er auch die Finanzierung hatte, nachdem er für vier Jahre ein Stipendium für wissenschaftliche Forschung erhalten hatte. Die Arbeiten wurden aber nicht abgeschlossen, weil er wieder von den politischen Tätigkeiten mitgerissen wurde. Diesmal durfte aber die nationale Politik beiseitegelassen werden und Linkomies verwendete seine Energie auf die Wissenschaftsverwaltung. Er wurde u. a. Vorsitzender der Finnischen Akademie der Wissenschaften, des Beirats der Wissenschaftlichen Gesellschaften  sowie Vorsitzender des humanistischen Komitees des Beirats der Gelehrtengesellschaft, des Vorstands und des Beirats der Stiftung Institutum Romanum Finlandiae sowie Vorsitzender des Staatlichen Humanistischen Komitees.

Linkomies hatte sich schon früher mehrmals für das Rektorat an der Universität Helsinki beworben, hatte aber bei insgesamt vier Rektorwahlen nur den zweiten Platz (1932, -35, -38, -41) errungen und wurde nach dem damaligen Verfahren zum Prorektor ernannt. Zu der Zeit war ein anderer Humanist, Hugo Suolahti, als Kanzler tätig, und viele waren der Ansicht, dass sowohl der Rektor als auch der Kanzler nicht aus derselben Fakultät stammen dürften, um die Übermacht einer Fakultät an der Spitze der Universität zu vermeiden. Andererseits war Linkomies damals sehr aktiv in der nationalen Politik, die schon den größten Teil seiner Zeit in Anspruch nahm.

Diese Hindernisse wurden beseitigt, als Linkomies im Herbst 1956 die Wahlen gewann und zum Rektor ernannt wurde. 1959 wurde Linkomies erneut zum Rektor gewählt und 1962 gewann er die Kanzlerwahlen. Die Zahl der Studierenden wuchs während der Rektoratszeit von Linkomies stark, und die Anzahl der Lehrkräfte wurde um das Eineinhalbfache erhöht. Außerdem war die Bautätigkeit der Universität nach der Kriegszeit umfangreich. Der bemerkenswerteste Neubau ist wohl das Porthania-Gebäude, das Linkomies nach dem Vater der finnischen Geschichtsschreibung Henrik Gabriel Porthan benannte.

Linkomies hielt die Doktorandenausbildung,  die Unabhängigkeit der Universität und gute Beziehungen zum Staat für wichtig, Themen, die immer noch brennende Fragen in der Universitätspolitik sind.

Bild: Helsingin yliopistomuseo.​
Bild: Helsingin yliopistomuseo.​

Quellen des finnischsprachigen Originalartikels:

Päiviö Tommila, Linkomies, Edwin. Nationalbiografie-Online-Veröffentlichung. Stand 9.2.2015.

Edwin Linkomies, Verzeichnis der Abgeordneten  im finnischen Parlament. Stand 9.2.2015.

Edwin Linkomies, Wikipedia. Stand 9.2.2015.

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